Die Hälfte der Meisterschaft ist gespielt. Wir ziehen Bilanz.
Heute: Die Nationalliga B.
Rechnerisch mag Vieles noch offen sein. Faktisch sind schon zur Halbzeit dieser Killersaison viele Mannschaften abgestiegen.
Wer überrascht? Wer enttäuscht? Wo ist es besonders eng? Mit dem Pfingstwochenende steht allen Hornusserinnen und Hornussern eine verdiente Pause bevor. Es ist also der perfekte Moment, um Bilanz zu ziehen. Zumal die meisten Mannschaften die Hälfte – oder etwas mehr – der Spiele absolviert haben. Im zweiten Teil nehmen wir heute die Nationalliga B unter die Lupe.

In unserer Saisonvorschau haben wir geschrieben: «Wer in der NLB nicht bis zu den letzten Runden um den Aufstieg mitkämpft, der ist zwangsläufig ein Abstiegskandidat.» Ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass diese Prognose ziemlich zutreffend ist. In beiden Gruppen sind ein paar Vorentscheidungen gefallen, aber es dürfte bis zur letzten Runde hochspannend bleiben.

Die letzte Runde vor der Pfingstpause hat Spannung ins Aufsteigerrennen zurückgebracht. Im Spitzenduell siegte Schüpbach A dank einem famosen ersten Schlagdurchgang gegen Leader Mättenwil-Brittnau A. Die Aargauer liegen noch vier Punkte voraus, haben allerdings bereits ein Spiel mehr ausgetragen. Zudem haben beide Teams bisher nur eine Nummer kassiert. Wir haben die beiden Teams in der Saisonvorschau als Top-Favoriten bezeichnet und sie enttäuschen nicht.
Die Mättenwiler mussten in der zweiten Runde eine Nummer hinnehmen, profitierten später aber im Duell gegen Oberönz-Niederönz A, bei dem sie am Bock chancenlos geblieben waren. Schüpbach benötigte etwas länger, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Eine Niederlage nach Punkten gegen Biglen-Arni und eine Nummer im Heimspiel gegen Winterthur stehen zu Buche. Der Sieg gegen die Mättenwiler dürfte den Schüpbach nun weiteren Auftrieb geben.
Wir glauben weiterhin, dass eines dieser Teams «durchzieht». Das Restprogramm ist für beide in etwa gleich schwierig. Als Spielverderber kommen noch drei weitere Mannschaften in Frage, die auf den Rängen 3 bis 5 liegen und maximal drei Punkte Rückstand aufweisen: Winterthur A, Oeschenbach-Kleindietwil A und Biglen-Arni A. Entscheidend werden die Direktduelle dieser drei Mannschaften sowie diejenigen gegen Mättenwil und Schüpbach. Biglen-Arni dürfte der gefährlichste Verfolger sein, muss sich aber im Abtun steigern.
Hettiswil-Eintracht-Moosseedorf A sowie Oberönz-Niederönz A liegen mit 6 Punkten Rückstand auf die Spitze zwar auch noch in Schlagdistanz. Beide Teams müssten wohl alle restlichen Spiele gewinnen, um noch an die Spitze vorzustossen. Die Hettiswiler haben jedoch ein schwieriges Restprogramm. Und die Leistungen der Oenzer sind weiterhin enorm inkonstant. An einem Tag nehmen sie den Mättenwilern fast 150 Punkte ab, an einem anderen retten sie gerade noch 3 Punkte Vorsprung gegen Aufsteiger Büren zum Hof über die Ziellinie. So wird das wohl nichts mit der Promotion. Vielleicht sogar im Gegenteil…
Eine kleine Zäsur zeichnet sich ab
Oberönz-Niederönz A ist derzeit gerade noch auf dem rettenden 7. Rang klassiert, Zimmerwald A liegt 4 Punkte dahinter. Hier existiert eine minimale Zäsur. Dieser Strich sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch Vieles möglich ist. Das Spitzenduo Mättenwil/Schüpbach sehen wir als gerettet an. Winterthur, Oeschenbach und Biglen-Arni haben einige Trümpfe in der Hand, sind aber noch nicht safe. In der 10. Runde kommt es zum Showdown zwischen Biglen-Arni und Oeschenbach-Kleindietwil. Wir gehen davon aus, dass sich der Sieger dieses Direktduells nach dieser Runde das NLB-Ticket für nächste Saison gesichert hat.
Es geht um die Wurst
Für das achtplatzierte Zimmerwald haben wir vier Siege nach Schlagpunkten vorhergesagt. Dreimal haben sie bereits einen Gegner überschlagen. In Epsach setzte es dabei aber eine Nummer ab, weshalb der Effort nicht mit 4 Punkten belohnt wurde. Zimmerwald wird weiterkämpfen, muss gleichzeitig auf Ausrutscher hoffen. Gefährlich für die obere Tabellenhälfte könnte Zauggenried-Kernenried A werden. Sie zeigen sich am Bock gegenüber der Vorsaison deutlich verbessert und im Restprogramm geht es nur noch gegen Mannschaften, die hinter ihnen klassiert sind. Gelingt ihnen mit fünf Siegen in fünf Spielen der grosse Befreiungsschlag?
Obergerlafingen hat gleich viele Punkte auf dem Konto, aber ein schwierigeres Restprogramm. Für sie dürfte es kompliziert werden, den Ligaerhalt noch zu bewerkstelligen. Sehr ungemütlich ist die Lage für die vier letztplatzierten Teams. Bramberg, Epsach, Büren zum Hof und Steinen bei Signau fehlen bereits 7 und mehr Punkte auf den rettenden 7. Rang. Für Bramberg A und Epsach A dürfte der Ligaerhalt nur noch zu schaffen sein, wenn sie in allen verbleibenden Spielen das Punktemaximum holen, was sehr unwahrscheinlich erscheint. Für Büren zum Hof A und Steinen bei Signau A mag es rein rechnerisch noch Hoffnung geben – faktisch ist für sie der Zug NLB 2026 jedoch abgefahren.

Thörigen A führt die Tabelle mit sechs Punkten Vorsprung komfortabel an. Kann da noch was schiefgehen?
Die Frage muss sich wohl in den Köpfen der Thöriger beantworten. Letztmals spielten die Oberaargauer im Jahr 2010 in der NLA. Seither wurde der Aufstieg immer wieder und oft dramatisch verpasst – um nicht zu sagen: vergeigt.
2011 konnten die Thöriger durch Niederlagen in der zweit- und drittletzten Runde den Sack nicht zumachen. Es kam zum Showdown zuhause gegen den direkten Konkurrenten Epsach. Er ging um 16 Punkte verloren, der direkte Wiederaufstieg war damit weg. Auch 2016 führten die Thöriger drei Runden vor Schluss. Sie gewannen zwar alle restlichen Spiele, zwei davon aber mit Nummer – so auch das allerletzte.
2017 wurde der Aufstieg hauchdünn verpasst, weil die Anzahl der Nummern zu Ungunsten der Thöriger entschied. 2018 fehlten zwei Punkte zum Aufstieg, 2022 deren drei.
Die wohl grösste Chance auf den Wiederaufstieg verpasste Thörigen indes vor einem Jahr. In der 10. Runde hatten sie sich dank einem Sieg im Direktduell gegen Epsach an die Spitze gearbeitet. In der zwölften Runde gewann Thörigen auch das Spitzenspiel gegen Verfolger Lyssach, kassierte aber eine Nummer. Davon profitierte Oschwand-Biembach, das bis auf 3 Punkte heranrückte und in der letzten Runde der direkte Gegner war. In diesem Duell kassierte Thörigen wieder Nummern. Gegner Oschwand-Biembach stieg punktgleich mit den Thörigern auf, weil sie gesamthaft weniger Nummern auf dem Konto hatten. Ein erneuter Schock.
Ist diese lange Liste an verpassten Gelegenheiten einfach Pech? Ist es Unvermögen? Waren die anderen einfach besser, oder war doch alles nur ein grosser Zufall?
Wohl von allem etwas. Aber es ist diese eigentlich unglaubliche Historie der letzten 14 Jahre Thöriger Hornussergeschichte, die uns zur Vorsicht gebietet. Hinter die Aussage «Thörigen A ist jetzt der klare Topfavorit» setzen wir deshalb auch noch ein dickes «aber»… Vielleicht bringt ja Dominik Howald das Siegergen wieder zurück nach Thörigen und besiegt damit die Dämonen der Vergangenheit.
Hinter Thörigen lauern Überraschungen – und die Abstiegsangst
Wenige hätten wohl darauf getippt, dass Sinneringen-Vechigen A und Aufsteiger Hintermoos-Reiden A bei Halbzeit auf den Rängen 2 und 3 liegen. Klar, einige Favoriten haben gepatzt (wir kommen gleich darauf zurück), aber die beiden Überraschungsteams haben schlicht überzeugt und sehr stark gehornusst.
Bemerkenswert ist die Ausgangslage der Luzerner – zumal sie in den ersten drei Runden gerade mal vier Punkte gesammelt hatten. Die «Möösler» kommen immer besser in Fahrt. Sinneringen-Vechigen (die wir in der Saisonvorschau sträflich vergessen haben – sorry und: shame on us!) hat überdies ein Spiel um 12 und ein weiteres um nur einen einzigen Schlagpunkt verloren. Wir trauen ihnen nun einiges zu und weisen ganz ohne Hintergedanken darauf hin, dass sich Sinneringen-Vechigen in der letzten Runde duellieren wird mit… Thörigen.
Jeder gegen Jeden
In dieser Gruppe ist es abgesehen von Leader Thörigen ultraeng. Die Ränge 3 und 10 sind nur durch 6 Punkte getrennt. Gerlafingen-Zielebach A hat sich dank dem Sieg in der Direktbegegnung an Recherswil-Kriegstetten A vorbeigehievt. Diese beiden Mannschaften müssten eigentlich um den Aufstieg kämpfen, liegen aber eben auch nur 2 respektive 3 Punkte vor einem Abstiegsplatz. Obwohl es keine «unabsteigbaren» Teams gibt in diesem Jahr – es wäre eine kleine Sensation, wenn es diese beiden Teams erwischen würde. Die Abstiegsangst sitzt im Nacken.
Rüderswil und Gondiswil stehen ebenfalls auf der grünen Seite der Tabelle, die Gondiswiler haben sogar noch ein Spiel weniger ausgetragen. Zwei Spiele mehr, aber gleich viele Zähler wie Gondiswil hat Krauchthal-Hub auf dem Konto. Dahinter folgen drei Teams, die wohl eher unter ihren Erwartungen geblieben sind. Belp-Toffen hatte bisher grosse Mühe im Ries. Bei Lyssach fehlt es an der Konstanz und Schafhausen im Emmental kommt nach dem Abstieg aus der NLA am Bock überhaupt nicht auf Touren. Mit einigen Vier-Punkte-Siegen ist hier aber noch alles möglich.
Ehemaliger Krösus ganz unten
Die drei letztplatzierten Teams schliesslich haben bisher enttäuscht. Sowohl Rütschelen als auch Winistorf-Seeberg gelingt es nur selten, ihr definitiv vorhandenes Potenzial am Bock auszuschöpfen. Hinzu kommen immer wieder Nummern, die wertvolle Punkte kosten. Beide Mannschaften haben kein leichtes Restprogramm. Bei Rütschelen haben wir das Gefühl, dass sie trotzdem noch einiges in den eigenen Händen haben. Mit Ausnahme von Gerlafingen-Zielebach warten allesamt Gegner, die in Schlagdistanz sind. Dafür braucht es aber eine Steigerung. Bei Winistorf-Seeberg sind wir weniger optimistisch: Sie haben eine Partie mehr ausgetragen als die Konkurrenz und trotzdem 6 Punkte Rückstand auf den rettenden 7. Platz. In diesem umkämpften Feld dürfte das sehr schwer werden mit dem Ligaerhalt.
Noch düsterer präsentiert sich die Lage beim ehemaligen Spitzenteam Zuchwil-Wiedlisbach. Im Moment deuten alle Zeichen darauf hin, dass das, was man im Eishockey einen «Rebuild» nennen würde, für die Solothurner in der 1. Liga weitergeht. Nicht nur sind die Zuchwiler aktuell am Ende der Tabelle. Sie haben nur drei Spiele ohne Nummer überstanden. Zwei davon haben sie gewonnen, weil der Gegner Streiche unterstreichen lassen musste. Aus eigener Kraft hat Zuchwil-Wiedlisbach noch kein einziges (!) Spiel gewonnen. Dies auch, weil es am 1. Juni endlich geklappt hat, mehr Schlagpunkte zu erzielen als der Gegner – doch wurde der Sieg aufgrund einer Nummer vergeben. Es ist nicht abzusehen, wie das noch für den Ligaerhalt reichen soll.
Fazit: Mit Mättenwil-Brittnau A, Schüpbach A und Thörigen A haben sich drei Favoriten für die zwei Aufstiegsplätze herauskristallisiert – alle anderen Teams kämpfen in erster Linie noch gegen den Abstieg. Für Steinen bei Signau A und Zuchwil-Wiedlisbach A legen wir uns fest, dass jede Hilfe zu spät kommt. Und Winistorf-Seeberg A, Bramberg A, Epsach A und Büren zum Hof A bräuchten ein Wunder, um sich zu retten.
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